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Nachwachsende Nerven gegen Blindheit - Erste Anwendungen beim Menschen in 3 Jahren erwartet

Durchtrennte Sehnerven können nachwachsen und dabei Blinden einen Teil des Sehvermögens zurückgeben. Das ergaben Tierversuche, die rund um den Leiter für Experimentelle Ophthalmologie der Universitäts-Augenklinik Münster, Solon Thanos, durchgeführt wurden. Über Nerventransplantationen erhielten Ratten zehn und Affen 20 Prozent der Sehkraft zurück.

Mit diesen Versuchen wurde erstmals eine Aussage über die Funktion der nachwachsenden Nerven gemacht. In zwei bis drei Jahren könnte eine erste Anwendung am Menschen erfolgen, erklärte Thanos. "Dass Blinde wieder sehen oder gar Querschnittsgelähmte wieder gehen, dürfte nun keine bloße biblische Prophezeiung mehr sein, sondern möglicherweise schon in wenigen Jahren Realität werden", heißt es in einer Pressemitteilung der Wilhelms-Universität Münster.

Als vor vier Jahren an der Uniklinik Münster das Ergebnis feststand, dass durchtrennte Nerven im Gehirn nachwachsen können, stellte dies ein bisheriges wissenschaftliches Dogma auf den Kopf. Seit einem vor Jahrzehnten gescheiterten Versuch des spanischen Neurobiologen Ramon y Cajal war auf diesem Gebiet kaum geforschtworden - bis Thanos einen durchtrennten Sehnerven durch ein Segment aus dem Ischiasnerv überbrückte.

Nach der mikrochirurgischen Nerventransplantation begannen die durchtrennten Fasern des Sehnerves zu wachsen. Sie verlängerten sich um 1,3 Millimeter pro Tag und wuchsen so immer mehr in den "Bypass" aus dem Ischiasnervsegment hinein. Damit konnte gezeigt werden, dass Zellen in Gehirn und Rückenmark generell in der Lage sind, sich zu regenerieren.

Die Nerventransplantation sei gut geeignet gewesen, um die Regenerationsfähigkeit der Nervenzellen nachzuweisen, als Behandlungsverfahren habe er aber die Gentherapie im Auge, so Thanos. Molekularbiologische Arbeiten sollen derzeit herausfinden, welches Gen der Zelle das Signal zum Nachwachsen gibt. Ziel sei es, das betreffende Gen zu rekonstruieren und es über eine Genfähre - wie einen Virus - in die verletzte Nervenzelle zu schleusen. Damit wäre ohne mikrochirurgischen Eingriff "auf elegante Art und Weise" eine schonende und dennoch wirksame Behandlung der Unfallopfer möglich.

Da die Nervenzellen nach etwa drei Monaten unwiederbringlich verloren sind, könnte eine Behandlung vorerst nur innerhalb dieses Zeitraumes nach der Verletzung greifen. Mittels Stammzellen-Therapie hofft Thanos, durch den programmierten Zelltod verschwundene Nervenzellen ersetzen zu können. Sollte dies gelingen, wäre vielleicht auch Hoffnung für jene Menschen in Sicht, deren Unfall länger zurückliegt, heißt es weiter. Der Forscher versucht gerade, eine bundesweite Datei von Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma aufzubauen.

Quelle: unbekkant, 2002



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